Hochheide-Loipe im Frühling ;-)
6 Minuten Lesezeit
Protestiert jemand gegen den Frühling im Titel?
Wir sind doch mitten im Februar? Entschuldigung, die Temperaturen seit Mitte letzter Woche sind hier absolut März-typisch mit einzelnen Ausflügen in April-Verhältnisse und so geht es auch weiter.
Einmal war ich noch 23km skilanglaufen mit kurzen Geh-Abschnitten, das war's jetzt wahrscheinlich. Noch lag genug Schnee in der Tauwetter-beständigsten weil großflächig höchstgelegenen Region des Sauerlands, etliche Quadratkilometer Fläche bzw 12km Strecke oberhalb 770m:
Man mag sich im Tiefland fragen, wie es möglich ist, dass noch so viel Schnee liegt. Im Tiefland gab es ja tagelang 15-20°C. Lasst es euch gesagt sein, auch im Hochsauerland gab es von Donnerstag bis Montag 9-13°C und Dienstag und Mittwoch 4-5°C trotz Schneedecke:
Verändert nach https://www.wetteronline.de/wetterdaten/rothaargebirge?iid=10427&metparaid=TXLD&month=02&period=4&year=2019
Der Schlüssel ist die Luftfeuchtigkeit. An den Tagen mit 9-13°C lag sie unter 50% und bei den 4-5°C immerhin bei maximal 85%. Hinweis: Nebel wäre 100%.
Verändert nach https://www.wetteronline.de/wetterdaten/rothaargebirge?iid=10427&metparaid=RHLD&month=02&period=4&year=2019
Unter solchen Bedingungen schützt der Schnee sich selbst. Die 4-13°C werden nämlich standardmäßig in 2m Höhe gemessen, die sind dem Schnee aber egal. Den Schnee interessiert die Temperatur direkt an seiner Oberfläche. Und die ist bei trockener Luft wesentlich kälter, denn der Schnee ist ja gefroren. Ich stehe zwar mit den Schneehöhen-Messungen vom Kahlen Asten auf Kriegsfuß, seit dort auf dem Gipfel gemessen wird, wo der Schnee wegweht. Aber eine Aussage lassen sie trotzdem zu: Das Tauwetter hielt sich in Grenzen:
Verändert nach https://www.wetteronline.de/wetterdaten/rothaargebirge?iid=10427&metparaid=SNLD&month=02&period=4&year=2019
Aber es gibt Ecken, wo es im Laufe der Woche richtig stark getaut hatte und entsprechend kaum noch Schnee lag: An richtig sonnig gelegenen Süd- bis Südwest-Ecken, an denen noch eine weitere Bedingung erfüllt war.
Entweder der Schnee war dem Wind ausgesetzt, sodass von vornherein nicht so viel lag, weil er woanders hingeweht wurde. So geschah es am Ettelsberg-Südwesthang:
Oder der Schnee hatte das Pech, an einem sonnigen Fichten-Waldrand zu liegen. Ihr seht es auf dem folgenden Foto: Fichten sind dunkel und heizen sich somit stärker auf als helle Flächen. Links im Bild liegt noch dezimeterweise Schnee, da ragen nur hohe Büschel von Heidekraut raus. Rechts am Waldrand liegt so gut wie garnix mehr:
Und auch die Hochheide links im Bild (oder auch auf dem ersten Bild) liegt ja tagsüber stundenlang in der Sonne. So'n kleines bisschen Tageswärme nimmt der Schnee ja trotzdem auf, insbesondere in der Sonne. Das merkt man daran, dass er tagsüber oberflächlich weich wird. Es gibt aber ein paar Ecken, wo die Sonne noch garnicht hinkommt. Wenn dann keine Bäume direkt über dem Schnee stehen, kann er sich noch besser schützen. Ab Sonnenuntergang strahlt die Landschaft die tagsüber aufgenommene Wärme wieder ab. Das geht über Schnee besonders schnell, vorausgesetzt, es behindern keine darüber stehenden Bäume die Wärmeabstrahlung. Neben dem Schnee dürfen Bäume ruhig stehen, dann spenden sie ja Schatten. 😃 Am Hegekopf ist eine solche gut geeignete Stelle für lange Schnee-Haltbarkeit:
An der Schutzhütte "am Streit" auf 790m ist auch so'ne Stelle. Da reicht der Schnee am Boden noch bis zur Sitzfläche der Bank rauf. Und der Schnee auf der Sitzfläche bedeckt noch die Rückenlehne:
Dann habe ich was gewagt: Ich bin runter ins Tal zur Mühlenkopfschanze auf 600m gelaufen, auf Langlaufski. Ich wusste, dass auf der ganzen Strecke die nächtliche Wärmeabstrahlung gewährleistet war. Wie gesagt, ich kenne jeden Baum und Strauch mit Vornamen, es könnte funktionieren. Und siehe da, selbst auf offener Wiese auf 650m lag noch eine Schneedecke, obwohl hier ursprünglich viel weniger lag als auf 800m:
Naja, kurz vor der Mühlenkopfschanze musste ich dann doch die Ski abschnallen. Da lag nu wirklich zu wenig Schnee bzw. war das Tauwetter der letzten Woche zu stark: 😊
So funktioniert die Wärmeabstrahlung (nächstes Foto): Seht ihr an der Langlaufspur in der Bildmitte dieses glas-ähnliche Schimmern? Das bedeutet, der Schnee ist schonwieder gefroren, kurz nach Sonnenuntergang. Wenn man mit Skiern darüber läuft, hört sich das auch ganz anders (nämlich lauter) an, als tagsüber. In 2m Höhe gab es die ganze Nacht lang keinen Frost, aber direkt über dem Schnee gab es Frost vom Abend bis zum anderen Morgen.
Ob Schnee taut oder nicht, hängt kaum von der Temperatur ab, so komisch das klingt. Wichtiger sind Fragen wie...
- verhindern Bäume Wärmeabstrahlung?
- stehen Fichten in der Nähe und heizen sich auf?
- wie hoch ist die Luftfeuchtigkeit?
- wie lange ist der Schnee der Sonne ausgesetzt?
Und die Aussichten sind trocken bis mindestens Mitte nächster Woche, ein neues Hoch legt sich über unsere Köpfe. Das bedeutet weiterhin frühlingshafte Temperaturen, allerdings bei einem großen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht. Dem Schnee in den genannten schattigen Ecken machen die warmen Temperaturen so gut wie garnix aus und in freien sonnigen Gebieten mit nächtlicher Abstrahlmöglichkeit hält sich das Tauwetter auch in Grenzen. Stell dir vor, es ist um die 10°C warm und der Schnee hält und hält und hält. 😎
LG
Protestiert jemand gegen den Frühling im Titel?
Wir sind doch mitten im Februar? Entschuldigung, die Temperaturen seit Mitte letzter Woche sind hier absolut März-typisch mit einzelnen Ausflügen in April-Verhältnisse und so geht es auch weiter.
Einmal war ich noch 23km skilanglaufen mit kurzen Geh-Abschnitten, das war's jetzt wahrscheinlich. Noch lag genug Schnee in der Tauwetter-beständigsten weil großflächig höchstgelegenen Region des Sauerlands, etliche Quadratkilometer Fläche bzw 12km Strecke oberhalb 770m:
Man mag sich im Tiefland fragen, wie es möglich ist, dass noch so viel Schnee liegt. Im Tiefland gab es ja tagelang 15-20°C. Lasst es euch gesagt sein, auch im Hochsauerland gab es von Donnerstag bis Montag 9-13°C und Dienstag und Mittwoch 4-5°C trotz Schneedecke:
Verändert nach https://www.wetteronline.de/wetterdaten/rothaargebirge?iid=10427&metparaid=TXLD&month=02&period=4&year=2019
Der Schlüssel ist die Luftfeuchtigkeit. An den Tagen mit 9-13°C lag sie unter 50% und bei den 4-5°C immerhin bei maximal 85%. Hinweis: Nebel wäre 100%.
Verändert nach https://www.wetteronline.de/wetterdaten/rothaargebirge?iid=10427&metparaid=RHLD&month=02&period=4&year=2019
Unter solchen Bedingungen schützt der Schnee sich selbst. Die 4-13°C werden nämlich standardmäßig in 2m Höhe gemessen, die sind dem Schnee aber egal. Den Schnee interessiert die Temperatur direkt an seiner Oberfläche. Und die ist bei trockener Luft wesentlich kälter, denn der Schnee ist ja gefroren. Ich stehe zwar mit den Schneehöhen-Messungen vom Kahlen Asten auf Kriegsfuß, seit dort auf dem Gipfel gemessen wird, wo der Schnee wegweht. Aber eine Aussage lassen sie trotzdem zu: Das Tauwetter hielt sich in Grenzen:
Verändert nach https://www.wetteronline.de/wetterdaten/rothaargebirge?iid=10427&metparaid=SNLD&month=02&period=4&year=2019
Aber es gibt Ecken, wo es im Laufe der Woche richtig stark getaut hatte und entsprechend kaum noch Schnee lag: An richtig sonnig gelegenen Süd- bis Südwest-Ecken, an denen noch eine weitere Bedingung erfüllt war.
Entweder der Schnee war dem Wind ausgesetzt, sodass von vornherein nicht so viel lag, weil er woanders hingeweht wurde. So geschah es am Ettelsberg-Südwesthang:
Oder der Schnee hatte das Pech, an einem sonnigen Fichten-Waldrand zu liegen. Ihr seht es auf dem folgenden Foto: Fichten sind dunkel und heizen sich somit stärker auf als helle Flächen. Links im Bild liegt noch dezimeterweise Schnee, da ragen nur hohe Büschel von Heidekraut raus. Rechts am Waldrand liegt so gut wie garnix mehr:
Und auch die Hochheide links im Bild (oder auch auf dem ersten Bild) liegt ja tagsüber stundenlang in der Sonne. So'n kleines bisschen Tageswärme nimmt der Schnee ja trotzdem auf, insbesondere in der Sonne. Das merkt man daran, dass er tagsüber oberflächlich weich wird. Es gibt aber ein paar Ecken, wo die Sonne noch garnicht hinkommt. Wenn dann keine Bäume direkt über dem Schnee stehen, kann er sich noch besser schützen. Ab Sonnenuntergang strahlt die Landschaft die tagsüber aufgenommene Wärme wieder ab. Das geht über Schnee besonders schnell, vorausgesetzt, es behindern keine darüber stehenden Bäume die Wärmeabstrahlung. Neben dem Schnee dürfen Bäume ruhig stehen, dann spenden sie ja Schatten. 😃 Am Hegekopf ist eine solche gut geeignete Stelle für lange Schnee-Haltbarkeit:
An der Schutzhütte "am Streit" auf 790m ist auch so'ne Stelle. Da reicht der Schnee am Boden noch bis zur Sitzfläche der Bank rauf. Und der Schnee auf der Sitzfläche bedeckt noch die Rückenlehne:
Dann habe ich was gewagt: Ich bin runter ins Tal zur Mühlenkopfschanze auf 600m gelaufen, auf Langlaufski. Ich wusste, dass auf der ganzen Strecke die nächtliche Wärmeabstrahlung gewährleistet war. Wie gesagt, ich kenne jeden Baum und Strauch mit Vornamen, es könnte funktionieren. Und siehe da, selbst auf offener Wiese auf 650m lag noch eine Schneedecke, obwohl hier ursprünglich viel weniger lag als auf 800m:
Naja, kurz vor der Mühlenkopfschanze musste ich dann doch die Ski abschnallen. Da lag nu wirklich zu wenig Schnee bzw. war das Tauwetter der letzten Woche zu stark: 😊
So funktioniert die Wärmeabstrahlung (nächstes Foto): Seht ihr an der Langlaufspur in der Bildmitte dieses glas-ähnliche Schimmern? Das bedeutet, der Schnee ist schonwieder gefroren, kurz nach Sonnenuntergang. Wenn man mit Skiern darüber läuft, hört sich das auch ganz anders (nämlich lauter) an, als tagsüber. In 2m Höhe gab es die ganze Nacht lang keinen Frost, aber direkt über dem Schnee gab es Frost vom Abend bis zum anderen Morgen.
Ob Schnee taut oder nicht, hängt kaum von der Temperatur ab, so komisch das klingt. Wichtiger sind Fragen wie...
- verhindern Bäume Wärmeabstrahlung?
- stehen Fichten in der Nähe und heizen sich auf?
- wie hoch ist die Luftfeuchtigkeit?
- wie lange ist der Schnee der Sonne ausgesetzt?
Und die Aussichten sind trocken bis mindestens Mitte nächster Woche, ein neues Hoch legt sich über unsere Köpfe. Das bedeutet weiterhin frühlingshafte Temperaturen, allerdings bei einem großen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht. Dem Schnee in den genannten schattigen Ecken machen die warmen Temperaturen so gut wie garnix aus und in freien sonnigen Gebieten mit nächtlicher Abstrahlmöglichkeit hält sich das Tauwetter auch in Grenzen. Stell dir vor, es ist um die 10°C warm und der Schnee hält und hält und hält. 😎
LG
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